2008
"Denen fällt zu Urlaub immer nur dasselbe ein." Das hätte ich im Sommer besser nicht gesagt.
Statt klassischem Strandurlaub mit allen meinen geliebten Urlaubsaktivitäten gab's ab dem 20. September eine "Studienreise" in die Normandie. Und arbeiten musste ich auch wieder!
Wie es dazu kam? Das ist die Angela Merkel in schuld. Glaubt Ihr nicht? Erklär' ich Euch:
Weil der Klaus nämlich einen dicken Hals gekriegt hat, weil die Energie-Bonzen ihre Atomkraftwerke nicht wie versprochen bald abschalten wollen und die Angela denen dann nicht gleich dem Klaus seine Meinung gegeigt hat. Und der Klaus, der hat viel mehr Ahnung als wie die Merkel und die anderen Politiker, könnt ihr mir glauben.
Hat sich der Klaus nämlich dran erinnert, vor dreißig Jahren noch was anderes gemacht zu haben, als auf der Couch zu liegen und Bier zu trinken. Damals hat er allen anderen nämlich gesagt, dass Atomkraft voll Moppelkotze ist, sich mit Polizisten gestritten und bei den GRÜNEN Politik gemacht. Ganz verklärt von seinen Erinnerungen hat der Klaus dann beim Stöbern in verstaubten Schubladen sein Poesiealbum aus der Hausbesetzerzeit gefunden und zwischen den vergilbten Blättern einen Aufkleber entdeckt, den er sich gleich auf sein Auto gepappt hat ... ganz so wie damals.
Im April ist es ja offiziell hier verkündet worden: Der Klaus ist uralt und wird schon ein bisschen komisch. Ach waren das noch andere Zeiten, als der Klaus - ohne Rücksicht auf Verluste - gewissenlos literweise das gute Super-Plus durch den Auspuff seines "Viereinhalb-Liter-Acht-Zylinder-344-PS-Schlittens" blies; bloß um mich in Hanau zu besuchen.
Die Studienreise bekam den Arbeitstitel:
"Découvrez l'électricité nucléaire"
Auch im Angebot waren die Titel: "Den Teufel mit dem Belzebuben austreiben" oder "Haben die Franzosen nicht schon genug Betonschrott an ihren Stränden?" Mir war das Schnuppe! Von alle dem habe ich eh keine Ahnung - aber der Klaus, der erklärt uns das!
Als ich mitbekam, dass es wieder los geht, in den Urlaub und wir dieses schmucke Häuschen in Les Pieux (bei Cherbourg) mieten würden, war ich wieder voll aufgeregt. Hätte mir der Begriff
"Studienreise" etwas gesagt, wäre ich (vielleicht) lieber allein zu Hause geblieben.
Aber bevor ich von den angenehmen Dingen der Reise berichte, muss ich zunächst mein Referat über das Atomdings hier halten, sonst kriegt der Klaus wieder 'n dicken Hals ...

Räusper: Unweit des schmucken Ferienhauses, genauer gesagt, knapp sechs Kilometer (Luftlinie) entfernt, am "Cap Flamanville", haben 1978 einige Fischer beim Dynamitfischen (Bild links) ein Loch in die Klippen gesprengt. Weil das Loch nun schon mal da war, hat der Valéry Giscard d’Estaing sich gedacht, kann man da auch ein Atomdings reinbauen - sieht dann ja keiner. Weil die Franzosen damals viel Geld hatten, durften es auch gleich zwei sein.

Seit dieses Atomdings hier steht, geht es den Einheimischen finanziell ganz prima. Die haben alle Arbeit, schmucke Häuschen und zahlen für den Strom kaum etwas. Kommt auch den Touristen zugute. In der Miete für die Ferienhäuser ist der Strom immer gleich mit drin. So gesehen ist so ein Atomdings doch gar nicht so übel ...
Vorsichtshalber haben sie dann doch einen kleinen Zaun darum gezogen, damit die "Fernsehaktivität" nicht abhauen kann. So ein Atomdings muss gut gekühlt werden. Dafür nehmen die das Meer, aus dem der Klaus seine Austern schlürft. Die Strömung hier ist aber so nett und nimmt die aufgewärmte Brühe gleich mit rüber zu den Kanalinseln, wo nämlich den Briten gehören. Dort gibt es ja bekanntlich Orchideen- und Palmengärten. Einen kausalen Zusammenhang vermag ich nicht festzustellen! (Den Satz habe ich mir bei der Angela geklaut, hi, hi!).
Wie man so Reaktorhüllen baut, haben sich die Franzosen von den Erbauern des Atlantikwalls von 1942 abgekuckt. Die Bunker an den Stränden der Normandie lassen sich seit über 60 Jahren nicht klein kriegen. Umgerechnet hält das Atomdings also noch mindestens bis 2040 dicht ... Hmm, das reicht!
Neben Strom macht so ein Atomdings auch "fernsehaktiven" Abfall. Den darf man nicht einfach in die "gelbe Tonne" kloppen sondern muss den wieder aufbereiten oder für auf immer verbuddeln. Etwa 15 km von Les Pieux entfernt steht die "Usine de La Hague", die man schemenhaft auf dem Bild links erkennen kann. Sehr idyllisch gelegen, die Franzosen haben ein Faible für so was.
Haben auch - sicherheitshalber - einen Zaun drum gemacht. Denn hier kommt der Müll aus Flamanville (oder auch aus Deutschland) an und wird wieder fit gemacht. Das ist so, als wie wenn man abgelaufene Schmerztabletten in neue Verpackungen steckt und als Aids-Medikament in die Dritte Welt liefert. Das Zeug aus Deutschland packen die uns in "Pollux-Transporter" und schicken die per Bahn nach Gorleben in die Warteschlange.
Den ihren eigenen Müll verpacken die in große Metallfässer, schrauben einen Deckel drauf, und schubsen die bei Nacht und Nebel vom Kap runter in den Ärmelkanal. Können die auch ruhig, denn - wie Ihr bereits wisst - die Strömung treibt alles Richtung Kanalinseln. Diese "Entsorgung" findet schon seit dem 2. Weltkrieg statt. Angefangen haben die Nazis mit Senfgas, wo sie nicht mehr brauchten. Altöl geht aber auch!
Das war mein Referat. Hoffentlich habe ich alles genau so wiedergegeben, wie der Klaus uns das erklärt hat. Übrigens: Klaus hat den Billigstrom weitestgehend verschmäht. Selbst in den kalten
Nächten blieb die Elektroheizung aus und der Klaus hat Holz verbrannt. Löblich!
Und wenn mein Referat gut war, krieg ich bestimmt 'ne gute Note - mindestens aber einen Kalbsknochen, sonst krieg ich 'nen dicken Hals!
Gelernt habe ich also eine Menge. Aber damit war nicht genug:
Auf dem Ferienhaus dem sein Grundstück wächst ein Baum, wo Bälle dran wachsen, wo man auch essen kann. Die nennt man so wie unseren Fritz; nämlich "Pommes". Daraus kann man auch Cidre und Calvados
machen. Der Klaus sagt, das ist voll lecker! Alter Suffkopp!
Die Pommes fallen bei Wind und Wetter vom Baum und müssen aufgesammelt werden. Sabine hat der Vermieterin versprochen: "Unsere Patchy macht das schon!" Na prima. Erst Studienreise und dann auch noch Gartenarbeit. Warum ich denn? Aber als gut erzogene Haushündin fügt man sich eben klaglos in sein Schicksal (... die Futterbeutel könnten ja auch mal leer bleiben ...)