2010

Blick ins Tal des Le Doux Blick ins Tal des Le Doux
Wo bitte geht es hier zum Strand?

21. September 2010 in Lamastre

 
Ich glaub ich krieg voll die Krise! Letzten Freitag haben die Sabine und der Klaus unseren halben Hausstand in Koffer verpackt und den Touran damit vollgepackt. Mein Klaus hat seinen gesamten Sauerstoffvorrat und eine zusätzliche Leihflasche hinter die Rücksitze verfrachtet und sorgsam meine große Autokiste zusammengebaut. Samstagmorgen, zu einer absolut unchristlichen Zeit, quasi noch vor dem wach werden kam voll die Hektik auf. Klo, Duschen, Kaffee und ab ins Auto, was die Menschen betrifft. Ich Beinchenheben (ich bin nämlich voll heiß), Häufchen machen und ab in die Kiste. Da ist mir ein Licht aufgegangen: URLAUB!
Da hab ich's mir richtig schön bequem gemacht in meiner Kiste und fing am Dösen an. Kenn ich ja alles: Gut eine Stunde und vierzig Minuten bis Belgien. Belgien bedeutet eine schüttelsichere Position einnehmen und wissen, dass in 90 Minuten der Horror ein Ende hat. Dem Touran seine Stoßdämpfer sind den belgischen Autobahnen nicht ganz gewachsen. Dem Klaus seine Nerven sind den belgischen Autofahrern nicht ganz gewachsen. Die Sabine pennt - nach dem Tabakkaufen an der ersten Tanke - bis Frankreich und übersteht so den gefährlichsten Teil der Route. Meine Nase empört sich über den latenten Geruch billigen Frittenfetts aber ich weiß, bald kommt "La France".
Nach zwei Stunden war immer noch kein Belgien wahrzunehmen. Machte mich skeptisch. Hat dem Klaus seine Labertasche im Armaturenbrett versagt? Lucy? Kommst du in die Jahre? Dann war Stau. Wir waren also noch in Deutschland. Und als es dann endlich zügig weiter ging, fuhr der Klaus nur schlappe 120. Wohl nicht mehr Deutschland. Aber zum Tabakkaufen wurde wieder angehalten. Statt Frittenfett roch ich angenehme Düfte der Sterneküche. Doch Frankreich? Nee, Frankreich ist 130.
Keine Ahnung was für ein Land, aber wir waren schnell durch. Dann kam nämlich Frankreich. Merkste nämlich, wenn kein Radiosender mehr ordentlich zu empfangen ist. Zufrieden habe ich einfach abgeratzt und bis zu meiner Pinkelpause durchgeschlafen.
Super! Riesen Garten zum Rumtoben. Weit und breit kein anderes Haus oder gar andere Touristen. Ein Pool! Voll mitten in der Pampa am Waldesrand. Riesen Ausblick über das Tal des "Le Doux". Und "on top Einfahrt zum Petit Travaron

Gleich hinter der Autobahn ging's permanent von rechts nach links, von links nach rechts und umgekehrt. Mir wurde voll kodderig. Kenn ich sonst gar nicht beim Autofahren. Auch Sabine mahnte Klaus zur Contenance, dass er nicht so schwungvoll durch die Terpentinen fahren sollte. Zum Schluss sind wir einfach nach links ab in den Wald gebogen uns schon nach ein paar Kilometern Schleudertrauma erreichten wir unser Ferienhaus. Super! Riesen Garten zum Rumtoben. Weit und breit kein anderes Haus oder gar andere Touristen. Ein Pool! Voll mitten in der Pampa am Waldesrand. Riesen Ausblick über das Tal des "Le Doux". Und "on top" ein Wetterchen wie aus dem Bilderbuch.
Jetzt sind wir schon drei Tage hier und alles ist im Grunde prima. Bloß weder mein Klaus noch die Sabine, ganz zu schweigen von der Labertasche "Lucy" im Armaturenbrett kennen den Weg zum Strand. Wenn mein Französisch nur ein bisschen besser wäre, würde ich ja selber nach dem Weg fragen.

Hier ist ein ganz passabler Rüde in der Umgebung ansässig und der ist scharf auf mich. Der kommt seit gestern mehrmals am Tage auf unser Grundstück und versucht mit mir anzubändeln. Dabei muss er von Mein Romeo
Ich habe einen Verehrer

24. September 2010 in Lamastre

 
So was ist mir ja noch nie passiert. Hier ist ein ganz passabler Rüde in der Umgebung ansässig und der ist scharf auf mich. Der kommt seit gestern mehrmals am Tage auf unser Grundstück und versucht mit mir anzubändeln. Dabei muss er von zuhause aus ganz schön weit den Berg rauflaufen. Er humpelt ein wenig. Die Dorfköter hier kriegen ja oft einen ordentlichen Tritt in den Allerwertesten von denen deren ihren Herrchen.
Ich weiß nicht so genau, ob ich Bock auf den habe. Ich bin ja noch ein unschuldiges kleines Mädchen, das von solcherlei Dingen keine Ahnung hat. Immerhin trägt er ein hübsches Glöckchen am Halsband. Das hat er bestümmt ganz allein für mich angelegt. Morgen früh ist er garantiert wieder da. Heute hat er mich ja total vergeblich gesucht. Wir waren nämlich den ganzen Tag unterwegs. Ausflug nennt sich das, wenn ich den ganzen Tag im Auto rumsitzen muss und die Sabine und der Klaus ihren Spaß haben. Stundenlang von links nach rechts und von rechts nach links und umgekehrt. Rauf auf den Berg, runter zum Fluss. Rauf auf den Berg und wieder runter zum Fluss. Die können hier keine Straßen bauen, die geradeaus gehen. Für die Berge können sie ja nix.
Und die Sache mit dem Strand: Die habe ich mir abgeschminkt. Und in den chlorverseuchten Pool kriegen mich zehn Pferde nicht, auch wenn die hochnäsige Walze mir Freikarten fürs Schwimmbad schenken will. Und auch nicht für Geld und Gute Worte. Soll mein Klaus doch seine runzelige Haut aufweichen und dem seine schütteren Haare von der Chemie in der gekachelten Gartenpfütze bleichen lassen. Der wird schon sehen, was er davon hat!
Der Pool am Petit Petit Travaron Der Pool am Petit Travaron
So nicht, Romeo!

25. September 2010 in Lamastre

 
Heute Morgen um sieben war mein Romeo wieder da. Aber nix Romantik, kleine Geschenke oder Neckereien. Plump und einfallslos stand er vor unserem Schlafzimmerfenster und hat nach mir gekläfft. Penetrant und enervierend.
So nicht. So kriegst Du das Prinzesschen nicht rum. Da musst Du Dir was Besseres einfallen lassen. Außerdem sind mein Klaus und die Sabine voll sauer, weil er denen deren Schönheitsschlaf abrupt unterbrochen hat. Die werden den Romeo beim nächsten Mal bestümmt vom Hof jagen wie einen räudigen Köter.
Und übrigens weiß ich jetzt nämlich auch bescheid! Mein Klaus hat mir nämlich gestern Nacht nach einigen geleerten Dosen "Plus de 300 Ans de Savoir-Faire" die Geschichte von den beiden Flug- und Krabbelinsekten Maja und Willy erzählt. Und jetzt weiß ich, dass die Kerle alle nur das Eine wollen. Und du bleibst dann auf einem Wurf Welpen sitzen und musst zusehen, wie Du die nach acht Wochen wieder los wirst. Der "Lover" vergnügt sich wohlmöglich längst mit einer anderen läufigen Dorfschlampe und kann für die Folgen nicht aufkommen.
Zwei Monate schmarotzt dann das Kroppzeug in deiner Gebärmutter und wird mit jedem Tag schwerer und schwerer. Bei Nacht und Nebel erblicken die Welpen dann unter größten Qualen für die Mutter blind und taub das vom Atomstrom gespeiste Licht der Welt. Saugen dich aus bis auf den letzten Tropfen, zerkratzen dir mit ihren scharfen Krallen das ganze Gesäuge und beißen dir mit ihren spitzen Milchzähnen deine Zitzen kaputt. Und im Gegenzug kann ich dann den ganzen Tag denen deren Pipi und Aa auflecken. Igitt! Vom Klaus kann ich da keine Hilfe erwarten. Das hat er mir beim Leben seines Braumeisters Fiege versprochen. Keine schönen Aussichten. Aber warum fühle ich mich trotzdem so blümerant? "Alles nur die Hormone", weiß Klaus zu beschwichtigen. Das wäre keine echte Liebe, so wie die zwischen ihm und mir. Hmm, überlege, ob ich heute Nacht besser auf der Sabine deren Seite im Bett schlafe. Dem Klaus seinen Hormonspiegel hat doch auch schon lange niemand mehr gemessen.
Romeo und seine Spießgesellen Romeo und seine Spießgesellen
Und so erst recht nicht, Romeo!

28. September 2010 in Lamastre



Mal davon ab, dass meine Schnalle jetzt so langsam wieder abschwillt: Was sich der Romeo in den letzten Tagen hier erlaubt, schlägt dem Fass den Boden aus. Hat er doch aus der ...

Nachbarschaft noch zwei Kumpels aufgetrieben und jetzt kommen die stets im Rudel zu unserem Feriendomizil und wollen sicher nur das Eine. Wahrscheinlich hat er denen vorgeschwärmt, dass im "Petit Travaron" eine süße Schlampe aus Deutschland residiert, bei der man sicher mal auf einen Sprung vorbei kommen kann. Aber mit euch Weicheiern will ich bestümmt nix zu tun haben. Kaum sehen sie sich meinem Klaus und der Sabine gegenüber, klemmen sie die Rute ein und geben Fersengeld.
Wenn mich einer haben kann, dann ein stolzer Ritter in glänzender Rüstung. Ein smarter Draufgänger mit Witz, Charme und Charisma. Ein gut aussehender Typ mit wohlproportioniertem Körperbau. Sozial engagiert, hilfsbereit und gut. Wohlhabend und gleichzeitig gönnerhaft. Einfühlsam, verständnisvoll. Zärtlich. Unwiderstehlich. Halt so einer, wie mein Klaus. Aber der ist ja leider kein Hund ...
Ihr müsst mich ja für total bekloppt halten nach dem verklärten Bild, das ich gestern Abend vom Klaus gezeichnet habe. Kann ich mir nur mit den Nebenwirkungen des rapiden Abfalls meines Sexualhormonsp ... sehr nachdenklich ...
Hormonelle Hirnamputation

29. September 2010 in Lamastre

 
Ihr müsst mich ja für total bekloppt halten nach dem verklärten Bild, das ich gestern Abend vom Klaus gezeichnet habe. Kann ich mir nur mit den Nebenwirkungen des rapiden Abfalls meines Sexualhormonspiegels erklären.
"Ritter in glänzender Rüstung" - alleine die Formulierung ist mir heute Morgen schon total peinlich. Klaus, der smarte Draufgänger. Ein jämmerlicher Drückeberger, dem die Muffe eins zu tausend geht, wenn ein attraktives weibliches Wesen auch nur in seine Nähe kommt. Sein Witz basiert auf bitterer Ironie und menschenverachtendem Zynismus. Mein Klaus, mit dem Charme von Wirtschaftsminister Brüderle und dem Charisma eines Yuppie-Gesundheitsministers Rösler. Sieht in etwa so gut aus, wie ein heruntergekommener Halbbruder von Harald Schmidt, langer Lulatsch ohne Arsch in der Hose aber mit angeflanschter Fiege-Plautze.
Sein soziales Engagement beschränkt sich darauf, dass er einen Aufkleber auf seinem Auto hat "Eure Armut kotzt mich an!" Seine Hilfsbereitschaft geht über das Spenden gelegentlicher marginaler, steuerlich absetzbarer Geldbeträge für Katastrophenopfer nicht hinaus. Und was heißt schon "gut"? Zu sich selbst vielleicht, aber selbst das widerstrebt ihm. Seinen Wohlstand hat er auf Kosten dem seiner Ex-Kollegen und Ex-Arbeitgeber erwirtschaftet, deren kleine menschliche Schwächen er skrupellos auszunutzen wusste. Anderen gönnt er noch nicht einmal das Schwarze unter den Fingernägeln. Er ist etwa so einfühlsam wie eine Rolle Stacheldraht und verständnisvoll wie ein Scharfrichter. Seine auf wissenschaftlichen und psychologischen Veröffentlichungen basierende, vorgeheuchelte Pseudo-Zärtlichkeit unterscheidet ihn gerade mal eben von den sabbernden Kötern, die um unser Grundstück streifen. Eben einfach nur widerlich!
Mit jenem rätselhaften rapiden Abfall des Sexualhormonspiegels kann ich mir auch jetzt das Gesülze der Bundesregierung betreffend der neuen "revolutionären" Energiepolitik leicht erklären. Ähnlich wie bei mir am gestrigen Abend muss es bei denen während der letzten Kabinettssitzung zu einer fatalen Vermischung ungehindert strömender Östrogene, Gestagene und einem Hauch von Westerwelles Testosteron gekommen sein. Aber ich bezweifle, dass die Regierung genau so viel Mut zur Wahrheit hat wie ich, wenn die Hormone sich wieder eingependelt haben.

Und jetzt noch weitere Impressionen zum angucken: